Unterdrückte Wut

Wir verwechseln Wut mit Aggressivität oder glauben sogar es sei dasselbe. Wut und Aggressivität sind grundverschieden. In Wut steckt immer kreatives Potential, sie war und ist ein unverzichtbarer Motor für wahrhaftige Veränderungen und menschliche Entwicklung. Nicht nur für die großen Schritte sondern auch für all die kleinen, die wir gehen müssen um uns selbst zu finden! Aggressivität hingegen verletzt, zerstört und vernichtet, sie ist grundsätzlich negativ, auch und gerade, weil sie uns als Abwehr- und Vermeidungsverhalten davor schützt die eigene Angst zu spüren.

Wut

Als Kleinkind hat meine Wut darüber nur krabbeln und nicht laufen zu können wie die Großen dazu geführt, dass ich solange hingefallen und wieder aufgestanden bin bis ich laufen konnte. Und ich habe das mit Begeisterung getan! Heute führt meine Wut darüber etwas nicht zu können oder über einen inakzeptablen Zustand, ein erfahrenes Unrecht oder allgemeine Ungerechtigkeit führt sehr viel öfter zu Ohnmacht, Hilflosigkeit, Lähmung und Unterdrückung als zum Ausdruck des Gefühls. Zu Selbstermächtigung, Bereitschaft, Kreativität und aktivem Handeln um zur Veränderung der Situation beizutragen kommt es sehr selten.

Ein herausragendes Beispiel für Selbstermächtigung in der jüngeren Vergangenheit ist Karl Heinz Böhm1 der auf die Frage, was ihn antreibt sich aktiv und persönlich in Afrika zu engagieren, sagte: „Als Motivation dient mir das kleine Wort WUT – Wut über die ungerechte und menschenverachtende Diskrepanz zwischen Arm und Reich.“ Dass es für solch ein Engagement nicht notwendig ist berühmt zu sein und Einfluss zu haben bewies und beweist Heini Staudinger2 mit seinem unermüdlichen Einsatz.

Icon_Zentrum für ganzheitliche Traumatherapie | Heilpraktiikerin Petra Maria Quack

Wenn Du den Schmerz nicht fühlst, kannst Du absolut nichts verändern! Aber Du darfst nicht der Versuchung erliegen den Schmerz festzuhalten!

– Thomas

Um mich zu befähigen einen großen Schritt, auch für andere, zu machen muss ich mit kleinen Schritten bei mir selbst und für mich selbst beginnen. Ich muss mich mit meiner Posttraumatischen Belastungsstörung und den daraus entstandenen Blockaden, Unzulänglichkeiten, Störungen und meiner Selbstentfremdung auseinandersetzen.

Wie wird Wut zu Aggressivität?

Ich habe mein Leben mit viel Vertrauen und bedingungsloser Liebe zu meiner Mutter, zu anderen Menschen in meinem direkten Umfeld und zum Leben selbst begonnen. Mein Vertrauen wurde enttäuscht, meine Liebe zurückgewiesen und das was ich als Leben kennenlernte wurde immer farbloser. Meine Wut über all diese Enttäuschungen und Zurückweisungen war stark genug um mit Begeisterung immer wieder neue Anläufe zu nehmen und mich mit meinem Bedürfnis nach Beachtung, Anerkennung und Zuwendung zu zeigen.

Aber niemand wollte mich mit meiner Kraft und Lebensfreude akzeptieren, ich sollte so sein, wie meine Eltern und mein Umfeld mich haben wollten. So, dass ich sie in ihren Vorstellungen wie es zu sein hat, nicht nur nicht störte, sondern sogar bestätigte, nicht aus der Reihe tanzte und am besten gar nicht auffiel. Nur dann bekam ich so etwas wie Anerkennung, beziehungsweise wurde geduldet. Verwirrung, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit begannen die Begeisterung abzulösen. Der Schmerz über diese Ablehnung wurde unerträglich und mein Verhalten immer aggressiver. Aggressivität wurde zum Ausdruck meiner Lebensenergie und gleichzeitig schützte sie mich davor den Schmerz zu fühlen.

  • Wenn ich mich selbst verletze ist dieser Schmerz stärker als der Schmerz den die Ablehnung verursacht und ich kann diesen für einen Moment vergessen.
  • Wenn ich andere verletze fühle ich mich stark und mächtig, so kann ich den Schmerz über die Ablehnung für einen Moment verdrängen.

Egal, gegen wen ich meine Aggressivität richte, ich kann mich mit diesem Verhalten vorübergehend von mir selbst entfernen und von meinem Leid befreien, so fühle ich mich mal nicht als Opfer. Dieses Abwehr- und Vermeidungsverhalten ist heute ein Teil meiner Überlebensstrategie – aus der scheinbaren Befreiung wurde ein anderer / mein eigener / mein ganz persönlicher Kerker.

Aggressivität

Gelebte Aggressivität ist weder Einbahnstraße noch Sackgasse, wenn ich mein Verhalten beobachte werde ich erkennen, dass ich aggressiv bin um Gefühle zu Vermeiden oder Abzuwehren und das ich mich selbst und andere mit diesem Verhalten schädige. Habe ich das begriffen, kann ich mich den unterdrückten und ignorierten Gefühlen stellen, die Ursachen für diese Unterdrückung ergründen und therapeutisch an dieser Traumatisierung sowie den Folgen arbeiten. Mit dieser Entwicklung ist es mir möglich meine Aggressivität zu überwinden und aus meiner natürlichen Wut heraus zu handeln. Ein Beispiel dafür ist Carsten Stahl3 der seine Erfahrungen mit viel Mitgefühl dafür einsetzt Menschen, die in der „unterdrückte Wut – Aggressivitätsspirale“ gefangen sind, darin zu unterstützen sich ebenfalls auf den Weg zu ihrem gesunden Selbst zu machen.

Symptome der „unterdrückte Wut – Aggressivitätsspirale“:

  • Aggressivität gegen andere
  • Aggressivität gegen sich selbst
  • Zerstörung
  • Selbstzerstörung
  • Selbstverletzung
  • Selbststörung
  • Angst
  • Panikattacken
  • Anspannung
  • Hyperaktivität
  • Antriebslosigkeit
  • Übermotiviertheit
  • Müdigkeit
  • Depression
  • Gereiztheit
  • Beziehungsprobleme
  • Ehekrise
  • Stress
  • übersteigertes Selbstwertgefühl
  • geringes Selbstwertgefühl
  • starkes Durchsetzungsvermögen
  • geringes Durchsetzungsvermögen

Neben der offensichtlichen Aggressivität, die ich meistens gegen andere richte muss ich meine Aufmerksamkeit besonders auf die verdeckte Aggressivität richten um mich aus der „unterdrückte Wut – Aggressivitätsspirale“ zu befreien.

Autoaggressivität

Ich unterscheide zwischen passiver und aktiver Aggressivität, wobei ich die Passive meistens gegen mich selbst und die Aktive gegen andere richte. Wenn mein passiv-aggressives Verhalten gegen andere gerichtet ist, verletze ich auch immer mich selbst. Beispielsweise verweigere ich meiner Partnerin und mir selbst mit diesem Verhalten Nähe.

  • Gegen mich selbst gerichtete passive Aggressivität ist unbewusste Selbstverletzung wie beispielsweise die Reinszenierung traumatisierender Situationen aus meiner frühen Kindheit.
  • Gegen mich selbst gerichtete aktive Aggressivität wie beispielsweise Drogenmissbrauch oder Ritzen ist bewusste Selbstverletzung.

Mein autoaggressives Verhalten ist nur in Ausnahmefällen für andere erkennbar. Sogar ich selbst nehme es meistens nicht als solches wahr. Ich verheimliche, verdränge, verleugne oder rechtfertige mein aggressives Verhalten besonders wenn ich es gegen mich selbst richte. Ich tue es so heimlich, dass ich es häufig selbst nicht mitbekomme. Das macht es besonders gefährlich!

Von Aggressivität zu natürlicher Wut!

Die „unterdrückte Wut – Aggressivitätsspirale“ ist ein Symptom meiner Posttraumatischen Belastungsstörung, ich kann sie nur über eine intensive Auseinandersetzung mit mir selbst, meinem Verhalten, meinen Gewohnheiten, meinen Überzeugungen sowie meiner Haltung und mit professioneller Unterstützung stoppen. Ich beginne damit, mir einzugestehen das Aggressivität im Umgang mit mir selbst und anderen zu meinem Verhalten gehört. Es fällt mir nicht leicht das zu sagen, aber: „Ich bin aggressiv!“ Wenn ich das laut ausspreche werden Gefühle wie Stolz, Scham oder Angst in mir aufsteigen, mit diesen Gefühlen werde ich mich jetzt auseinandersetzen und ich werde mich auf diese Gefühle einlassen. So werde ich mit allen Gefühlen in Kontakt kommen die ich durch Aggressivität abwehren oder vermeiden will. Irgendwann erinnere ich mich daran wie das alles angefangen hat und ich kann mir erlauben darüber zu trauern. Jetzt beginnt die Wunde zu heilen. Aus meinem Trauma kann eine Erinnerung werden und aus meiner Aggressivität wieder natürliche Wut.

1 Karl Heinz Böhm
www.menschenfuermenschen.de/ueber-uns/die-stiftung/karlheinz-boehm

2 Heini Staudinger
gea-waldviertler.de/unternehmen/geschichte
susanne-wolf.com/2016/10/12/rebell-aus-dem-waldviertel

3 Carsten Stahl
www.camp-stahl.de/carsten-stahl

Traumaorientierte Gruppentherapie | Wut, Meine unterdrückte Wut - meine gelebte Aggressivität | 16. - 19. September 2021 | Zentrum für ganzheitliche Traumatherapie

In dieser Traumaorientierten Gruppentherapie arbeiten wir mit Deiner passiven und aktiven Aggressivität um herauszufinden, welche unterdrückten Gefühle Du dahinter verbirgst. Da Wut, Gefühl und Lebensenergie zugleich ist, eignet sie sich besonders als Brücke zu allen unterdrückten Gefühlen. Du wirst über den Ausdruck Deiner Aggressivität, Deine ursprüngliche Wut für Dich selbst erfahrbar und so ihre Kraft nutzbar machen. -weiterlesen

Wir haben unsere Texte im generischen Femininum geschrieben, unser Angebot richtet sich an Frauen und Männer.
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©2023 Heilpraktikerin Petra Maria Quack & Thomas Maria Quack Heilpraktiker für Psychotherapie