Angst vor der Angst
Wenn Du etwas aus Deiner Angst heraus machst, aber so tust, als ob da keine Angst wäre – ignorierst und unterdrückst Du sie. Beispielsweise zwingst Du Dich dazu, Autobahn zu fahren, obwohl Du ein mulmiges Gefühl (Angst) hast. Diese Fahrt wird sehr anstrengend und stressig für Dich, Du bist unsicher, steigst immer wieder aus, traust Dich nicht, den LKW vor Dir zu überholen, die Baustelle versetzt Dich in Panik, jede Auffahrt wird zum Alptraum und jede andere Verkehrsteilnehmerin zur potentiellen Bedrohung. Beim nächsten Mal – hast Du dann schon Angst, wenn Du irgendwohin musst und auf dem Weg ein Stück Autobahn liegt, Dein Nervensystem erinnert sich sofort daran, wie schlimm das war. Es ist eine neue Angst entstanden – die Angst vor der Angst!
Wenn Du etwas aufgrund Deiner Angst nicht tust – vermeidest und verleugnest Du sie. Du versuchst ihr aus dem Weg zu gehen, Du gestaltest Dein Leben so, dass Du Deiner Angst nicht begegnest und fährst grundsätzlich immer Landstraße. Das macht Dein Leben umständlicher, Du musst mehr Zeit einplanen, früher losfahren und hoffen, dass unterwegs kein Traktor vor Dir ist. Um die Angst nicht zu spüren, die Du auf der Autobahn hättest – meidest Du sie. Es ist eine neue Angst entstanden – die Angst vor der Angst!
Um Deine Angst zu überwinden, musst Du sie akzeptieren und da sein lassen. Zitternd und voller Angst auf die Autobahn zu fahren wäre natürlich unverantwortlich. Es bringt auch nichts, wenn Du Dich mit einem Trainer langsam daran gewöhnst. Du kannst dann möglicherweise die Autobahn wieder benutzen, aber die Angst fährt, unterdrückt im Nervensystem, immer mit. Deine Angst akzeptieren und da sein lassen bedeutet, dass Du Dich mit professioneller Unterstützung, in einem geschützten Raum Deinem Trauma näherst und die Angst, der Du dann begegnest, da sein lässt. Dass Du zitterst, Deine Zähne klappern, Dir kotzübel wird, … und Du all das – jedes Mal ein wenig mehr da sein lassen kannst. Auf diesem Weg wird Deine Angst / die Erinnerung an die schlimme Erfahrung aus dem Nervensystem gelöst und kann über den Körper abfließen.
Angst führt zu Isolation!
Angst führt immer zu Vermeidung, entweder vermeidest Du den Kontakt zu Deiner Umwelt oder zu Dir selbst.
Wenn Du Angst hast, wahrgenommen zu werden, ziehst Du Dich in Deine ganz eigene, innere Welt zurück und meidest die Öffentlichkeit. Wenn Du mit einem Konflikt konfrontiert wirst, ziehst Du Deine Energie noch weiter zurück und wartest, bis sich die Konfliktsituation beruhigt hat und Du Dich hoffentlich nicht mehr damit auseinandersetzen musst. Um Deine Einsamkeit nicht zu spüren, hast Du Dir Dein ganz eigenes Universum, mit Dir selbst als Mittelpunkt geschaffen. Hier fühlst Du Dich sicher! Du löst Konflikte, indem Du solange grübelst bis Du vergessen hast, worum es ging. Du träumst Dich durchs Leben (Engel, geistige Führer, Lottogewinn, …) und bist überzeugt, mit Deinem Herz und Deinen Gefühlen in Kontakt zu sein. Falsche Vorstellungen von Liebe und unterdrückte Angst isolieren Dich von Dir selbst und Deiner Umwelt (der Realität). Du hältst Dich an der Hoffnung fest, dass irgendwann jemand kommt – der Dich rettet.
„Ich bin ganz sicher, dass ich gerettet werde!“
Wenn Du Angst hast, nicht wahrgenommen zu werden, bist Du ständig mit Deiner Umwelt beschäftigt und immer darauf bedacht, ein festgelegtes Image von Dir aufrecht zu erhalten. Um zu verhindern, mit Deinen Gefühlen und Deiner Einsamkeit in Kontakt zu kommen, projizierst Du Deine Vorstellungen auf die Umwelt. Du schreibst das Drehbuch, führst Regie und spielst natürlich die Hauptrolle in Deinem Film. Alles muss nach Deinen Vorstellungen ablaufen, um Deine Konstruktion nicht zu gefährden. Obwohl Du Dich danach sehnst wahrgenommen zu werden, wechselst Du sofort den Drehort und die Nebendarsteller, wenn Dir jemand zu nahekommt. Du erlaubst niemandem, auch Dir selbst nicht, mit Deinen wahren Gefühlen in Kontakt zu kommen. Deine Vorstellungen und Deine Angst vor Nähe isolieren Dich von Deiner Umwelt und Dir selbst. Auch Du wartest darauf gerettet zu werden.
„Irgendwann werde ich gerettet!“
Mögliche Illusionen:
- Du redest mit Engeln oder geistigen Führern.
- Du baust Dir eine Scheinidentität auf.
- Du klammerst Dich an Wunschträume:
- Der ideale Mann, ohne etwas dafür tun zu müssen.
- Die ideale Frau, ohne etwas dafür tun zu müssen.
- Der große Reichtum, ohne etwas dafür tun zu müssen.
- Das Paradies, ohne etwas dafür tun zu müssen.
- Plötzlicher Erfolg, ohne etwas dafür tun zu müssen.
- Du wirst berühmt, ohne etwas dafür tun zu müssen.
- …
Wenn Du Angst hast, nicht wahrgenommen zu werden, dann hast Du auch Angst, wahrgenommen zu werden. Vermeidest Du den Kontakt zu Deiner Umwelt, dann vermeidest Du auch den Kontakt zu Deinen Gefühlen. Du bist introvertiert und extrovertiert – abhängig von Deiner Traumatisierung überwiegt der eine oder der andere Anteil.
Angst isoliert Dich von Dir selbst und von Deiner Umwelt!