Erschöpfte Mutter leidet unter postnataler Depression. Gesundheitsversorgung, Mutterschaft, Stress.

Geburtstrauma: Ursachen, Auswirkungen und Bewältigung

Die Geburt eines Kindes wird oft als eines der freudigsten Ereignisse im Leben beschrieben. Doch für viele Mütter kann sie mit tiefer seelischer und körperlicher Belastung verbunden sein. Wenn die Geburt von Angst, Schmerz und Kontrollverlust geprägt ist, kann sich ein sogenanntes Geburtstrauma entwickeln. Dies kann langfristige Auswirkungen auf die psychische Gesundheit der Mutter sowie auf die Bindung zu ihrem Kind haben.

Einleitung: Das Thema Geburtstrauma im Fokus

Im Laufe der letzten Jahrzehnte hat das Thema Geburtstrauma zunehmend an Aufmerksamkeit gewonnen. Es beschreibt nicht nur physische Verletzungen, sondern auch tiefgreifende emotionale und psychische Belastungen, die aus einer traumatischen Geburt entstehen können (Beck et al., 2018). Frauen, die negative Geburtserfahrungen gemacht haben, berichten oft von anhaltenden Ängsten und emotionalen Narben, die weit über den eigentlichen Geburtsvorgang hinausgehen (Slade, 2006). Diese negativen Auswirkungen können in Form von postpartaler Traumatisierung auftreten, die das Leben der Betroffenen nachhaltig beeinflussen.

Depressive Mutter schreit mit Wut und Verzweiflung in ein Kissen, um negative Emotionen zu überwinden, leidet unter postnataler Depression aufgrund fehlender Hilfe und Unterstützung bei der Kinderbetreuung.

Symptome und Auswirkungen

Posttraumatische Belastungsstörung nach der Geburt

Eine zentrale Herausforderung stellt dabei die Diagnose und Behandlung einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) nach der Geburt dar. Studien zeigen, dass bis zu 6 % der Frauen nach einer traumatischen Geburt Symptome von PTBS entwickeln (Grekin & O’Hara, 2014). Viele Frauen leiden unter Symptomen, die an klassische PTBS erinnern: wiederkehrende Albträume, Flashbacks, Schlafstörungen und anhaltende Ängste. Diese Symptome führen oftmals dazu, dass betroffene Frauen Probleme haben, sich mit ihrem Neugeborenen zu verbinden, was sich negativ auf die Mutter-Kind-Bindung auswirken kann (Ayers et al., 2016). Eine gesunde Mutter-Kind-Bindung ist jedoch essenziell für die emotionale Entwicklung des Kindes und das psychische Wohlbefinden beider Parteien.

Psychische Belastungen und Begleiterscheinungen

Zusätzlich zu den unmittelbaren physischen Verletzungen und Komplikationen wird oft auch eine psychische Belastung beobachtet, die sich in Form von postpartaler Depression und postpartaler Angst manifestieren kann. Diese psychischen Zustände sind häufig Begleiterscheinungen gravierender Geburtstraumata und können den Alltag und das zukünftige Leben der betroffenen Frauen erheblich erschweren. Die Symptome reichen von überwältigender Traurigkeit und Antriebslosigkeit bis hin zu intensiver Angst vor erneuten Geburten oder dem Fürsorgeverlust für die eigene Person (Yildiz et al., 2017).

Ursachen eines Geburtstraumas

Physische Komplikationen und Eingriffe

Die Ursachen für ein perinatales Trauma sind vielfältig. Neben physischen Geburtsverletzungen spielen auch psychologische Faktoren eine entscheidende Rolle. Beispielsweise können unvorbereitete oder unerwartete Eingriffe während der Geburt, wie ein Dammschnitt bzw. perinatale Verletzungen, traumatische Reaktionen hervorrufen. Solche Eingriffe, manchmal medizinisch notwendig, können, wenn sie nicht in den richtigen Rahmenbedingungen erklärt und begleitet werden, zu einer anhaltenden Traumatisierung führen (Reed et al., 2017). Ebenso kann das Auftreten von Komplikationen wie Schulterdystokie – eine Handlungsproblematik, bei der die Schulterpartie des Babys während der Entbindung hängen bleibt – unter Umständen zu einem Gefühl der Hilflosigkeit beitragen, welches persistente Ängste und Unsicherheiten bei der Mutter auslöst.

Chirurg bei der Arbeit Geburtstrauma: Ursachen, Auswirkungen und Bewältigung | Heilpraktikerin Petra Maria Quack | Zentrum für ganzheitliche Traumatherapie

Psychologische Faktoren

Neben den physischen Ursachen tragen auch psychologische Aspekte erheblich zur Traumatisierung bei. Das Gefühl von Kontrollverlust und mangelnde Kommunikation während der Geburt können die Belastungen verstärken (Ford & Ayers, 2009).

Ansätze zur Unterstützung und Behandlung

Trauma-informed Care: Ein ganzheitlicher Ansatz

Die Ressourcen zur Unterstützung der betroffenen Frauen sind vielfältig, doch der erste Schritt besteht darin, das Thema offen zu beleuchten und die Stigmatisierung von Geburtstraumata zu überwinden. Der Dialog zwischen medizinischem Personal und den werdenden Müttern sollte den Fokus auf eine ganzheitliche Betreuung legen. Hierbei kommt das Konzept der Trauma-informed Care ins Spiel, das Betroffenen nicht nur medizinische Hilfe, sondern auch psychologische Unterstützung bietet (Sperlich et al., 2017). Dieses Konzept zielt darauf ab, die Betroffenen in einer Weise zu behandeln, die ihre Erfahrungen als traumatisch anerkennt und ihre Bedürfnisse in den Vordergrund stellt. Es ist von zentraler Bedeutung, dass alle beteiligten Fachkräfte – von Hebammen über Ärzte bis hin zu Therapeuten – sensibilisiert und geschult sind, um mögliche Risikofaktoren frühzeitig zu erkennen und entsprechende Gegenmaßnahmen einzuleiten.

Therapeutische Maßnahmen

Bei der Erforschung des Geburtstraumas spielt die Trauma-Diagnostik und -Intervention eine wesentliche Rolle. Diese Bereiche umfassen diagnostische Instrumente, die darauf abzielen, die Auswirkungen einer traumatischen Geburt systematisch zu erfassen (Beck et al., 2018). Frühzeitige Interventionen ermöglichen es, dass betroffene Frauen nicht in eine Spirale aus Angst und Hoffnungslosigkeit abrutschen. Bei erkannten Traumata empfiehlt sich oft eine intensive Traumatherapie, die speziell darauf ausgerichtet ist, den psychischen Schaden zu beheben und den Heilungsprozess zu unterstützen. Diese Therapie kann in Form von kognitiver Verhaltenstherapie, EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) oder anderen evidenzbasierten psychotherapeutischen Methoden erfolgen (Baas et al., 2020).

Aufbau eines Unterstützungssystems

Die Traumabewältigung ist dabei ein langfristiger Prozess, der oft den Aufbau eines stabilen Unterstützungssystems erfordert – sei es im familiären Umfeld, in Selbsthilfegruppen, in besonderen Gruppentherapien oder in spezialisierten Beratungsstellen. Es ist dabei entscheidend, dass Frauen sich nicht isoliert fühlen. Die gemeinsame Auseinandersetzung mit den Ängsten und negativen Erinnerungen kann helfen, das Trauma zu verstehen und neue Wege zu einem erfüllten Leben zu finden. Eine offene Kommunikation über die erlebten Traumata erlaubt es, das Tabu zu brechen und zeigt, dass viele Betroffene ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Dabei ist es unerlässlich, das Thema in der öffentlichen Diskussion sowie in der ärztlichen Fortbildung stärker zu verankern, um zukünftigen Generationen eine bestmögliche Betreuung zu ermöglichen (Slade, 2006).

Gesellschaftliche Perspektiven und Prävention

Die Rolle der öffentlichen Wahrnehmung

Die gesellschaftliche Wahrnehmung und die Sensibilisierung für das Thema Geburtstrauma haben in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Dies ist auch auf zahlreiche wissenschaftliche Studien und Publikationen zurückzuführen, die die vielschichtigen Ursachen und die langfristigen Auswirkungen dieses Themas aufgezeigt haben (Yildiz et al., 2017).

Medizinische Fortbildung und Forschung

Negative Geburtserfahrungen werden heute offener diskutiert, was zu einer besseren Prävention und Therapie führt. Indem wir mehr in die Aufklärung investieren und medizinisches Personal umfassend schulen, können wir einen Beitrag dazu leisten, dass Frauen in stressvollen Geburtssituationen besser unterstützt und betreut werden (Ford & Ayers, 2009).

Nahaufnahme einer Frau, die auf ihrer Bauchhaut eine dunkle Narbe von einem Kaiserschnitt zeigt.

Fazit: Ein interdisziplinärer Ansatz

Abschließend bleibt festzuhalten, dass das Thema Geburtstrauma weit über die reine körperliche Dimension hinausgeht. Es berührt lebenswichtige Bereiche der psychischen Gesundheit und zwischenmenschlichen Beziehungen. Eine interdisziplinäre Herangehensweise, die sowohl medizinische als auch psychologische Aspekte berücksichtigt, ist essenziell, um den betroffenen Frauen Selbstvertrauen und Sicherheit in der Zeit nach der Geburt zurückzugeben. Nur so kann eine nachhaltige Traumabewältigung – unterstützt durch adäquate Traumatherapie und kontinuierliche psychische Nachsorge – gelingen, die den Weg zu einem erfüllten Leben ebnet (Beck et al., 2018). Ebenso sollte die Berücksichtigung Risikofaktoren bei der Geburt und die konsequente Umsetzung eines Trauma-informed Care-Ansatzes als Grundpfeiler moderner Geburtshilfe etabliert werden.

Die kontinuierliche Weiterentwicklung in der Geburtshilfe und Psychotraumatologie eröffnet heute neue Perspektiven, die hoffen lassen, dass zukünftige Generationen von Frauen besser vor den Langzeitschäden einer traumatischen Geburt geschützt werden können. Das Engagement der gesamten Fachgesellschaft, gepaart mit einer sensiblen und empathischen Betreuung, bildet somit die Grundlage für die Heilung und die Wiederherstellung der emotionalen Balance der Betroffenen.

Quellen:

  • Beck, C. T., et al. (2018). Traumatic childbirth in the United States: A qualitative study. Journal of midwifery & women’s health.
  • Slade, P. (2006). Towards a conceptual framework for understanding post-traumatic stress symptoms following childbirth and implications for further research. Journal of Psychosomatic Obstetrics & Gynecology.
  • Grekin, R., & O’Hara, M. W. (2014). Prevalence and risk factors of posttraumatic stress disorder in a sample of postpartum women. Journal of Traumatic Stress.
  • Ayers, S., et al. (2016). The impact of birth trauma on the emotional well-being of mothers and their relationships: A meta-synthesis. PLOS ONE.
  • Yildiz, P. D., et al. (2017). Prevalence and risk factors of post-traumatic stress disorder in postpartum women: A systematic review and meta-analysis. Journal of affective disorders.
  • Ford, E., & Ayers, S. (2009). Stressful events and support during childbirth: Predicting anxiety, depression and PTSD in mothers. Journal of Anxiety Disorders.
  • Reed, R., et al. (2017). Women’s descriptions of childbirth trauma relating to care provider actions and interactions. BMC pregnancy and childbirth.
  • Sperlich, M., et al. (2017). Creating a trauma-informed maternity care framework. Journal of Midwifery & Women’s Health.
  • Baas, M., et al. (2020). Trauma-focused therapies for PTSD after childbirth: Systematic review and meta-analysis. Journal of Affective Disorders.

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